Auf die Frage, wie er zu dem Spitznamen „Ente“ gekommen ist, hat Willi Lippens schnell eine Erklärung parat: „Unsere Familie stammt aus Holland. Meine Vorfahren wurden in den Niederlanden geboren, wo nun einmal alles platt und flach wie ein Kuchenteller ist. Von ihnen habe ich dann den Plattfuß geerbt. Ein Wunder ist es nicht. Wenn man stets durch eine Gegend latschen muss, in der es nicht den kleinsten Hügel gibt, muss man einfach Plattfüße bekommen!“ Einmal in Fahrt gekommen, poltert die Ruhrpott-Legende gleich weiter: „Ich habe Schuhgröße 41. Über die Plattfüße haben wir schon gesprochen. Hinzu kommt der Senkfuß, und mit meinem Fahrgestell ist auch nicht alles in Ordnung. Knie nach innen. Eine kleine Acht. Alles andere als gute Voraussetzungen, ein vernünftiger Fußballer zu werden!“
Nachzulesen sind die Erinnerungen des mittlerweile 62jährigen Fußballers in seiner Biografie „Ich danke Sie!“, verfasst von der Hörfunk-Legende und Erfinder der WDR-Konferenzschaltung Dietmar Schott. Die Idee zu dem Buch kam während der WM 2006, sagt Schott: „Willi und ich tourten durch das Münsterland und diskutieren mit den Fans die Spiele der deutschen Elf. Schließlich auch auf dem idyllisch gelegenen Landsitz von Willi Lippens in Bottrop-Welheim. Beim dritten Bier sah er mich prüfend an und fragte: ‚Sag mal: Kannst du eigentlich auch schreiben?’
Ein Buch über die „Ente“! Dietmar Schott war sofort Feuer und Flamme. Mit dem Essener Klartext Verlag fand sich auch schnell ein Verleger.
Bedenken, dass man sich nicht mehr so recht an Willi Lippens erinnern konnte, waren rasch beseitigt. Bis heute ist der Linksaußen unvergessen. Weniger aufgrund seiner Erfolge, denn da gibt es außer Auf- und Abstiege mit Rot-Weiss Essen und einem Länderspiel für Oranje nicht viel aufzuzählen, sondern vor allem wegen seiner originellen Art und Weise exzellenten Fußball mit Show und Humor zu verbinden. „Mensch Berti“, flüsterte er seinem Lieblingsgegner Berti Vogts während des Spiels ins Ohr, „…schau mal, wie der Hennes Weisweiler schon guckt. Mensch, der nimmt dich gleich raus!“ Und prompt wurde der spätere Bundes-Berti noch nervöser. Lippens mit der ihm eigenen verbalen Lässigkeit: „Der hatte immer Dünnpfiff, wenn es gegen mich ging.“
Obwohl Lippens nie eine große Meisterschaft gewann, bleibt sein Rückblick doch positiv: „Natürlich habe ich in meiner Jugend davon geträumt, einen Pott zu gewinnen. Das ist mir nie gelungen. Aber dafür hat sich ein anderer Traum erfüllt: In den großen Stadien zu kicken und die Zuschauer zu unterhalten.“
Und ins Gedächtnis der Menschen hat sich der geborene Entertainer auch gespielt. Unvergessen bleibt sein berühmter Dialog mit dem Schiedsrichter, der ihm die gelbe Karte mit den Worten zeigte: „Herr Lippens, ich verwarne Ihnen!“ Woraufhin Lippens schlagfertig antwortete: „Herr Schiedsrichter, ich danke Sie!“
Der humorlose Mann in schwarz zeigte ihm daraufhin „rot“, Willi trottete vom Platz und die Anekdote in das ewige Geschichtsbuch der Fußball-Bundesliga.
Der Titel seiner Biographie war also schon damals geboren. Wie anders als „Ich danke Sie!“ konnte dieses Buch heißen – ein Streifzug durch die frühe Geschichte der Fußball-Bundesliga und ein Muss für jeden Fußball-Freak.
Willi „Ente“ Lippens und Dietmar Schott sind am 4. Dezember zu Gast bei TORWORT in der Hammond Bar im Kölner Süden.